Als Mensch kannst du dich nicht von den Einflüssen anderer Menschen befreien.
Als Kind beispielsweise, hast du grundlegende Bedürfnisse nach Authentizität und nach Verbindung. Verbindung ist überlebenswichtiger, weshalb du aufhörst laut, zappelig, neugierig zu sein (Authentizität), wenn eine Strafe und damit der Verbindungsverlust von den Menschen um dich auch nur angedroht wird.
Du bist vielleicht traurig, aber auch erleichtert: Mama mag mich noch, wenn ich weniger ich bin – yay!
Emotionen kommen und gehen, eigentlich.
Emotionen sind einfach das, was im Zwischenmenschlichen passiert. Sie sind ziemlich temporäre Botschafter, die sich melden und wieder gehen, wenn der Konflikt gebannt ist. Keine Emotion hat einen bleibenden Auftrag, außer du unterdrückst sie, vielleicht weil du früher keine Hilfe hattest beim Verdauen – zum Beispiel durch die Zuneigung von Eltern, wenn du traurig oder ängstlich warst.
Heute fehlt dir deshalb vielleicht diese Ressource.
Alte Emotionen und Konflikte wiederholten sich und deine Angst vor der Ohnmacht sorgt dafür, dass du diese Situationen wie gelernt überlebst. So entstehen deine Muster, deine Sprache, dein Denken, dein Selbstwertgefühl und deine Art, wie du mit Menschen in Beziehung und nicht-Beziehung stehen kannst.
Alle möglichen negativen Glaubenssätze und Verhaltensweisen dienen deinem Organismus nur zu einem: Konfliktvermeidung.
Wenn der Konflikt da ist und gleichzeitig die Vermeidung, bleiben Emotionen genau da, wo sie sind: in dir.
Wir reagieren mit dem gleichen alten Muster in Lebensbereichen, die wir Jahrzehnte später eigentlich verändern wollen würden. So entwickeln wir Ideen von Willenskraft und Disziplin:
Beim nächsten Sex nehmen, was ich will.
Ab sofort in der Beziehung für mich einstehen.
Ab heute im Dating ganz ich sein!
Diese Formen von Hoffnung bestehen aus der Fantasie, die wie ein Gegengewicht zur basalen Angst existiert, genau NICHT diese fähige Person zu sein.
Mit dem Widerstand, den deine gewohnten Muster in gewohnten Situationen produzieren, schwindet deine Willenskraft wie ein Eis in der Sonne. Die Willenskraft erschöpft sich. Kurze Zeit später ist der Autopilot wieder an. Dein Gehirn spart Energie und geht zurück auf das, was dich bis hier hat überleben lassen. Und so ist auch dein altes Leben wieder am Platz.
Dem Sog der Emotion entkommen.
Alte Situationen in alten Lebensbereichen neu zu meistern, ist eine der bedeutendsten Fähigkeiten deines Lebens. Nur mit dieser Ressource funktioniert wirkliche und nachhaltige Veränderung in zwischenmenschlichen Lebensbereichen.
Du willst mit einem alten Muster eine alter Persona von dir überkommen – genau die Person, die unbewusst glaubt, dass so Überleben funktioniert. Analog dazu existiert in solchen Momenten die passende Emotion und mit der Emotion wird auch dein rationaler Geist beeinflusst.
Mit Willenskraft gegen Emotionen antreten, von denen dein Unterbewusstsein glaubt, sie seien wichtig, ist wie mit einer Wasserpistole auf den Waldbrand losgehen: selbst ein gelöschter Baum rettet den Wald nicht.
Was stimmt, ist, dass mit einem gelöschten Baum die Hoffnung für den nächsten Baum wächst. Das kann jedoch lange dauern und es besteht das Risiko, dass gelöschte Bereiche wieder Feuer fangen.
Was aber, wenn wir dem Feuer stattdessen die Grundlage entziehen?
Feuer lebt durch Sauerstoff. Bleibende negative Emotionen leben durch Dissoziation, Gedankenspiralen und Isolation. Sie funktionieren oft in Abwärtsspiralen, wie ein Feuer, das durch einen Windzug aufflammt.
Wenn du in einer Situation getriggert bist, ist jede kleine Irritation die Grundlage für ein neues Aufflammen. Eine Emotion, die in dir lodert, sucht ihren Ausdruck durch ihre eigene Selbstermächtigung. Der Dämon in dir will alles brennen machen.
Egal, ob du in einer Beziehung wiederkehrende Streits erlebst, beim Sex immer einer Dynamik unterliegst, im Dating immer die gleiche Unsicherheit aufkommt, ein Vorhaben an der Wurzel schon scheitert: die negative Emotion ist das, worauf der Rest basiert.
Was aber, wenn du die Emotion erkennen, lenken und verändern könntest?
Emotionen haben Frequenzen.
Damit hat sich der amerikanische Psychiater David R. Hawkins seiner Zeit beschäftigt. Er hat ein Modell entwickelt, das Emotionen ihrer Schwingung nach in einen Hierarchie bringt. Jeder Emotion hat er eine Frequenz zugeteilt, beginnend mit 1000 bei Liebe bis hinunter zu den Emotionen unterhalb von 100, bei Scham, Schuld, Angst, Trauer,…
Hawkins entdeckte, dass die erste Emotion von wahrer Kraft, bei der negativ zu positive Emotionen wechseln, der Übergang von Wut zu Mut darstellt.
Wenn wir es demnach schaffen, aus einer negativen Emotion kommend einen Ausdruck von Wut zu finden, um von dort aus die Energie zu nutzen, um mutig zu sein, müssen wir keine Willenskraft gegen die Emotion aufwenden.
Wir könnten statt Willenskraft und Disziplin gegen ein Gefühl ursprüngliche Kraft der Emotion selbst nutzen, um sie in Vorwärtsenergie zu übersetzen. Negatives, Widerstand und Konflikt würden zum sich selbst erneuernden Treibstoff der Veränderung, wenn wir deren Emotionen deuten und lenken könnten.
Genau das ist möglich.
Alles, was wir dazu brauchen, sind die Skills und einen Container von Menschen, die uns eine neue Erfahrung in alten Situationen ermöglichen. Denn: selbst wenn du mit Disziplin deinen eigenen Widerstand überwinden kannst, kommt der Widerstand deines Umfeld und anderer Menschen als nächste Barriere dazu.
Für die Transformation sind drei Dinge notwendig, damit du diese Erfahrung machen kannst:
1. Emotion erkennen
Und zwar körperlich, ohne Interpretation, ohne Geschichte und ohne Grund.
Emotionen entziehen sich durch ihre individuelle Bedeutung der jeweiligen Person der systematischen Wissenschaft, was die Grundlage aller Psychologie und Weisheitslehre ist. Das fällt uns in der westlichen Kultur oft nicht leicht, denn wir haben durch die Wissenschaften eher gelernt, mit dem Kopf zu verstehen, statt mit dem Körper zu erkennen.
Einige Liste zur Benennung von Emotionen zählen über 700 Begriffe auf, die wir fühlen können. Ohne feine Differenzierung ist es kaum möglich zu wissen, was wirklich in dir vorgeht, wenn es vor sich geht. Klar, im Wesentlichen vielleicht eine grobe Angst – aber ob diese Unsicherheit, Phobie, Nervosität, Panik, Skepsis oder einer der 100 Begriffe dieser Liste in der Kategorie Angst ist, spüren wir selten genau nach.
Voraussetzung Nummer 1 ist nicht nur der Begriff, sondern die Neugierde, im Körper wirklich die Quelle der Emotion zu erspüren. Um eine Emotion zu erkennen, muss diese sich bewegen und durch ihre Bewegung kannst du sie wahrnehmen. Es geht bei dieser Übung darum, die Emotion wie ein Gemälde zu beobachten, das sich ständig malt und wieder verwischt.
Wenn wir den „heißen Punkt“ einer Emotion ganz genau im Körper spüren können, ist das wie eine Kerzenflamme, der wir beim Erlöschen zusehen: durch das Erlauben entziehen wir ihr den Sauerstoff und damit können wir durch das Nadelöhr der Emotion steigen und sie in ihrer Energie beim Aufsteigen in höhere Schwingungen beobachten.
2. Emotion lenken
Mit dem Fühlen kommen unweigerlich Bilder und Ideen auf, die oftmals wie im Tandem mit der Emotion die Bedeutung einer Sache an die Oberfläche bringen.
Dir wird bewusst, warum dir ein Gefühl bei einer gewohnten Situation zu Hilfe kommt: die Verletzung in deiner Lebensgeschichte zeigt sich wie eine Schallplatte, die auf einer Rille hängt. Dir werden die Werte bewusst, die im Konflikt verletzt wurden. Du erkennst die Ähnlichkeit in der Kontur dieses Problems mit einem Problem von vor Jahren.
Jetzt hast du die Chance, durch dieses Erkennen die Grenzverletzung von damals zu spüren. Mit jeder überschrittenen Grenze kam in dir eine Aggression auf, die diese Grenze eigentlich verteidigen wollte. Wenn du es schaffst, diese Wut in deinem Körper steigen zu lassen, spürst du Energie in den Händen, Armen, der Brust und am Hals.
Der Berserker in dir will die Grenze noch heute verteidigen, die Emotionen in tieferer Schwingung waren nur ohnmächtige Schatten fehlender Ressourcen. Jetzt kommt die verpasste Verteidigung von damals in dir hoch.
3. Emotion verdauen
Wenn wir es schaffen, diese Wut wirklich zu spüren, verwandelt sich auch diese Emotion ein letztes Mal und steigt in der Hierarchie.
Aus Wut wird Mut, denn uns kann bewusst werden, welchen Schritt wir nach vorne, für uns gehen können. Die Wut im konstruktiven Ausdruck ist eine proaktive Grenzverhandlung, kein zerstörerischer Zorn der sich entlädt.
Gleichzeitig ist dieser Schritt kritisch, denn für Wut braucht es einerseits weniger Selbstverantwortung im ungehaltenen Ausdruck, andererseits ist sie gesellschaftlich verpöhnt und wird oft vermieden. Egal ob zerstörerisch Ausgelebt oder in der Vermeidung erstickt – das Ergebnis sind wieder tiefer schwingende Emotionen. Depression. Angst. Eine neue Runde durch die Hölle.
Deshalb ist es so wichtig, die Erfahrungen in einer Gruppe zu machen, wo der Testrahmen durch die guten Absichten aller gehalten wird. Erst der Abgleich mit anderen Menschen schafft den Support, mit dem wir die Emotion erkennen, lenken und verwandeln können, um sie im Anschluss zu integrieren.
Übe die Transformation.
Wenn Emotionen sich wandeln, passiert die eigentliche Magie:
Du lässt die geheime Agenda (Disziplin, Kontrolle, Willenskraft) gegen die Emotionen fallen und Präferenzen zeigen sich.
Plötzlich ist deine To-Do Liste, Bucket-Liste, Ziele-Liste obsolet, denn dein Organismus weiß intuitiv, was zuvor nur von Emotionen verdeckt war. Du kommst zurück zur Authentizität und was du willst, steht im Buch deiner Seele geschrieben.
Sobald Scham, Schuld, Angst immer wieder von dir fallen, zeigt sich Stück für Stück mehr deine eigener Wesenskern, der nie eine Agenda von außen gebraucht hat. Was du tust, ist dann stimmig mit deinen Bedürfnissen, die keinen Zukunftsplan haben, um aus dem Glücklichen jetzt in die Zukunft zu gehen.
Nichts verfolgst du dann aus dem Defizit, sondern aus der Fülle, die immer im Hier und Jetzt stattfindet.
Hallo Jones, der Artikel spricht mir aus der Seele und du hast mir geholfen dorthin zu kommen, wo ich heute stehe. Die vielen Gespräche in den Gruppen, die Reisen nach Griechenland und Ägypten haben genau das bewirkt, was du hier beschreibst. Ich bin bei mir und frei, mein Leben so zu gestalten, wie ich es möchte. Danke Dir!
LG Robert