Hast du Lebensbereiche, in denen du einfach nicht weiter kommst? Gibt es Situationen – mit Menschen, in Beziehungen, im Sex – in denen du immer das gleiche, unbefriedigende Erlebnis hast?
Wo in deinem Leben begegnen dir ständig Widerstände wie negative Emotionen, Wut, Ärger, Frustration, Rückschläge?
Sehr sicher sind diese Situationen und Lebensbereiche von deinem Schatten beeinflusst.
Dein Schatten ist der sozial unerwünschte, ungeliebte, abgelehnte Teil deiner Psyche. Der Teil, der Lebensbereiche untergräbt, Beziehungen erschwert, Pläne durchkreuzt, Vorhaben das Bein stellt. Von Selbstsabotage bis Depressionen und Angststörung.
Was ist der Schatten?
Der Schatten ist der unbewusste oder verleugnete Teil deiner Persönlichkeit, der sämtliche Situationen, Pläne und Wünsche untergräbt.
Seine Kraft entfaltet er durch deine tiefen Überzeugungen über dich, andere Menschen und das Leben. Das sind Glaubenssätze, tiefe Überzeugungen, Normen und Gesetze, denen du zum Großteil unbewusst folgst.
Mit dem Schatten erhältst du immer wieder die gleichen Lebensumstände, auch wenn du dich explizit gegen deine „schlechten Eigenschaften“ oder Charakterzüge disziplinieren willst.
Was du in dir ablehnst, entwickelt sprichwörtlich sein Eigenleben. Dein Schatten ist ein mächtiger Teil in dir.
So bringt sich der Schatten zum Ausdruck: manchmal als Angst (vor Intimität, Nähe, Beziehung, Erfolg, …), manchmal als Stolperstein, wenn die Dinge zu gut laufen, als wiederkehrende negative Emotionen, Gefühle, Lebensbereiche, die immer wieder schiefgehen.
Woher entstammen diese tiefen Überzeugungen in dir?
Gebote und Verletzungen deiner Erfahrungen
Jeder Mensch hat seinen Schatten. Manche mehr, manche weniger. Er entsteht in herausfordernden und überfordernden Momenten deines Leben. Zum Beispiel in Erfahrungen, in denen du etwas in dir sprichwörtlich abspaltest.
Bis etwa zu deinem siebten Lebensjahr arbeitet dein Gehirn in der Frequenz der sog. Gamma-Wellen. Diese hast du auch in tiefer Entspannung, zum Beispiel bei einer Hypnose. Dein Leben findet in dieser Zeit in einem hypnotischen Zustand statt, in dem dein Unbewusstes all das aufsaugt, das die Landkarte deiner Realität zeichnet, mit der du in die Welt navigierst.
Wodurch wird die Landkarte in dieser Zeit geschrieben?
Einerseits durch die Weltsicht, Glaubenssätze, Überzeugungen, die dein Umfeld bereits für dich geglaubt hat, als es dir die Welt erklärt hat. Grundlegende Überzeugungen zu Themen wie Status, Geld, Erfolg, Liebe wählst du nicht selbst – du siehst, erlebst oder erfährst sie durch die Menschen um dich und imitierst sie.
Andererseits haben wir alle für uns intensive Situationen erlebt, die uns geprägt haben. Deine Eltern haben sich in wilden Streits zur Scheidung entschieden? Dann verbindet dein Schatten vielleicht das Familienleben als Dilemma und zerrüttet deine Beziehungen, um das Ganze zu vermeiden.
Du hast Grenzüberschreitungen – physisch, psychisch, emotional – erlebt und warst den Handlungen und Aussagen Erwachsener ausgeliefert? Wahrscheinlich vermeidet dein Schatten Offenheit und Vertrauen, um nicht wieder Ohnmacht und Hilflosigkeit zu Erleben.
Deine erste große Liebe hat dich mit deinem/r besten Freund/in betrogen und alle wussten davon, außer du? Dann wird dein Schatten fremden Leuten und Absichten misstrauen, weil für ihn der Schmerz dieser heftigen Überraschung praktisch immer lauert.
Das letzte Beispiel oben, das war und ist mein Schatten.
Der Schatten ist tricky, weil er dir oft am wenigsten auffällt, aber deine Handlungen und Erlebnisse stärker steuert, als oftmals dein bewusster Wille.
Ich kenne Frauen, die sind mit JEDEM Mann sexy und flirty, damit sie mit keinem wirklich in Kontakt gehen müssen. Der Schatten ernährt sich von Aufmerksamkeit durch die Hoffnung anderer.
Ich kenne Männer, die ihre Partnerin nicht mehr interessant finden, ab dem Moment, in dem sich eine Beziehung anbahnt. Ihr Schatten ernährt sich vom Filter des „nie genug“, nicht von Harmonie und Liebe.
Ich kenne Frauen, die haben Verbindung gelernt, indem sie abgelehnt werden. Egal wie schön sie sind, den Streit über die andere schönere Frau werden sie erzeugen und verlieren, um sich wieder abgelehnt zu fühlen. Der Schatten fordert unermüdlich das Gefühl ein, in dem er überleben gelernt hat.
Ich kenne mich, der früher alles an sich optimieren wollte, um eine Frau beim Date überzeugen zu können. Was ich nicht optimiert habe? Die Handlungen, die zum eigentlichen Date führen. Mein Schatten lebte von der Angstvermeidung durch meine großartige Fantasie.
Den Schatten bezwingen, heißt, ihn integrieren.
Dein Schatten ist ein Teil deiner Identität. Alles, was du tust, führt zu allem, was du hast. Alles in deinem Leben ist durch alles entstanden, das du jemals gedacht, geplant und getan hast – den Schatten eingeschlossen.
Dein Schatten ist aus dieser Sicht eine Zutat deiner Lebenssituation und ohne seine Veränderung wird er weiter unbewusst dein Leben bestimmen und du wirst es weiter Zufall nennen.
Was zu dir gehört, ist deine Lebenserfahrung und damit auch der Schatten. Er ist ein Teil von dir, den du – so leid es mir tut – nicht amputieren, sondern nur integrieren kannst. Integrieren, das heißt ihn erkennen, verstehen, transformieren, annehmen.
Erkennen: Wie du den Schatten erkennst.
In meinen Beispielen zuvor habe ich dir bereits eine Idee dazu gegeben. Stelle dir die folgenden Fragen und du kommst einer Idee näher, wo der Schatten in deinem Leben wirkt.
Wo in deinem Leben erlebst du konsistent die gleichen Probleme?
Wann und wo erlebst du immer die gleichen Widerstände und Emotionen wie Wut, Frustration, Ohnmacht, Trauer, …
Wo erlebst du vordergründigen „Erfolg“ aber fühlst dich im Innen nicht befriedigt?
Welcher Lebensbereich erscheint dir wie ein unlösbares Rätsel?
Verstehen: Was dein Schatten will.
Der Schatten ist in Wirklichkeit eine Gegenkraft, die Erfahrungen von Schmerz, Unsicherheit und die Gefährdung deiner Identität (wie du bis hier hin überlebt hast) vermeiden will. Er will vergangene Konflikte überleben, indem er weiterhin bei aufkommenden ähnlichen Konflikten eine Überlebensstrategie fährt, die dich zwar überleben, aber nicht leben lässt.
Welche Konflikte oder Situationen meiner Kindheit erinnere ich, die ich noch nicht gelöst oder verstanden habe?
Welche Parallele erlebe ich in meinem gewählten Lebensbereich (aus den Fragen oben), die in der Kontur den Erlebnissen meiner Eltern/Erziehungsberechtigten erinnert?
Gegen was sträube ich mich, weil andere damit glücklich sind und ich mich dann alleine mit meinen Gefühlen fühle?
Was muss jemand tun, damit mein „Überlebensprogramm“ abläuft?
Transformieren: Die Bedeutung umkehren.
Transformieren heißt, die grundlegend positive Absicht des Schattens verstehen. So negativ die Energie des Schattens auch ist: sie hat eine Schutzfunktion, sie ist die beste Waffe gegen aufkommende Konflikte, die du bisher kennengelernt hast.
Wenn du eine Emotion, einen Gedanken oder Anteil in dir hast, den du nicht willst oder mit Zwang verändern möchtest, drückst du ihn hinunter. Er bleibt dort aber nicht, sondern benötigt ständig deine Aufmerksamkeit wie ein Ballon, den du unter Wasser drückst.
Die Energie des Schattens ist aber da und dadurch etwas, das du für dich nutzen kannst. Stell sie dir vor wie einen Treibstoff, den du für deine Lebendigkeit nutzen kannst.
Wo kann ich ehrlich sein, obwohl die Stimme in mir explizit davor warnt, dass ich peinlich/dumm/lächerlich wahrgenommen werde?
Wo kann ich meinen Schatten unter Freunden aussprechen und die Energie zirkulieren lassen, die ich sonst nutze, um ihn zu unterdrücken?
Wie will ich, dass ich von anderen nicht wahrgenommen werde und wie kann ich für eine(n) Minute/Stunde/Tag genau so sein?
Was würde sich verändern wenn ich erlebte, dass die Angst, vor der mein Schatten mich bewahren will, nie eintritt?
Annehmen: deinen Schatten zum Partner machen.
Wenn du die Übungen von zuvor gemacht hast, erlebst du folgende Erfahrung: Das blöde Ding geht nicht weg, aber liefert dir ständig neuen Sprit für deine kleinen Explosionen von Lebendigkeit.
Du entwickelst einen gewissen Galgenhumor, denn der Schatten erneuert sich ständig von selbst und um ihn zu nutzen, musst du ihn ständig befreien. Ihn befreien heißt: ihn entlüften, Unaussprechliches aussprechen, seine Angstfantasien gegen die Wand der Realität werfen.
So wir dein Schatten zu deinem Sparringspartner und zu einer Anlage, denn je öfter du ihn auslebst, umso mehr befördert er dein Leben und deine gefühlte Freiheit.
Wie sieht ein integrierter Schatten aus?
Hier ein plakatives Beispiel:
Mit dem Bewusstsein über dein gebrochenes Herz hast du zwar noch immer Momente eines gebrochenen Herzens. Indem du deine Liebespartner das wissen lässt, hast du aber durch das Fühlen auch die Chance, durch den Schmerz zu fühlen, das Nadelöhr der Angst zu passieren. Die Transparenz fördert die Intimität mit deinem/r Partner/in und dadurch steigt die Chance, dass dein Herz immer wieder ein Stück weit heilt.
Was dein Schatten geglaubt hat zu beschützen, indem er es ins Dunkel zieht, holst du immer wieder an die Luft und dort kann es heilen.